Heinz Grasmann wird 80: Der »Mr. Schwimmsport« am Bayerischen Untermain

Er ist ohne Frage der »Mr. Schwimmsport« am Bayerischen Untermain – und sogar über dessen Grenzen hinaus: Zunächst Aktiver, dann Trainer (seit mittlerweile 63 Jahren!), Kampfrichter, Funktionär, Referent und Ausbilder. »Unbezahlbar«, nennt Tom Ehrhardt, Abteilungsleiter Schwimmen beim SSKC Aschaffenburg, dessen jahrzehntelange Arbeit für den Verein. Am heutigen Samstag feiert Heinz Grasmann seinen 80. Geburtstag.

1953 trat der Jubilar, am 20. Juni 1940 in Aschaffenburg geboren und seither der Stadt stets treu geblieben, in den damaligen SV Poseidon Aschaffenburg ein. Ein Jahr später wurde der Nilkheimer erstmals in der Zeitung erwähnt – als Zweiter beim Stromschwimmen im Main über 1000 Meter. Wiederum ein Jahr später holte er seine ersten unterfränkischen Titel in den Lagen Brust und Rücken, als 16-Jähriger bereits wurde er Bezirksmeister über 200m Rücken in der offenen Klasse.

Über die Silbermedaille bei den »Bayerischen« ging der Weg von Heinz Grasmann weiter bis zu deutschen Meisterschaften. Bei der damals »VW-Bestenkämpfe« titulierten Veranstaltung belegte er mit seiner Delfinstaffel Rang eins.

»Ich war ein Allroundsportler«, erinnert sich Grasmann im Main-Echo-Gespräch zurück. So wurde er mit seiner Hochschulmannschaft bayerischer Meister im Basketball, spielte auch Faustball. Doch seine große Liebe galt weiterhin dem Schwimmsport. Mit bereits 17 Jahren schlug er die Trainerlaufbahn ein – »damals und bis heute ohne Trainerschein, nur mit allgemeiner Übungsleiter-Lizenz«, wie er schmunzelt.

1964 verhalf er mit Wolfgang Hartung erstmals einem seiner Schützlinge zu Platz eins bei einer bayerischen Jahrgangsmeisterschaft. Ihm sollten rund ein Dutzend weitere Athleten folgen, darunter auch der heutige SSKC-Vorsitzende Gérard Richter. Ein Jahr trainierte Grasmann den Stockstädter André Schadt, der 1986, mittlerweile nach Darmstadt gewechselt, mit der deutschen Lagen-Staffel WM-Silber holte. Mit seinen Damen holte er im Mannschaftswettbewerb DMS, der ihm bis heute sehr am Herzen liegt, 1978 die bayerische Vize-Meisterschaft.

»Als Trainer zeichnet ihn vor allem aus, dass er das große Bild sehen kann. Er weiß, was alles klappen muss, dass man erfolgreich ist. Gleichzeitig geht es ihm auch um die sozialen Aspekte in der Entwicklung von Jugendlichen«, sagt Ehrhardt über seinen Trainerkollegen. Auch heute steht Heinz Grasmann noch am Beckenrand, trainiert trotz seiner Gehbehinderung die »Haie« des SSKC (Jahrgänge 2008 bis 11). Im Alter von eineinhalb Jahren erkrankte er an Kinderlähmung, ein späterer Schenkelhalsbruch ließ seine Hüfte steifer werden.

Es macht unheimlich viel Freude, den Kleinen etwas beizubringen.
»Es macht unheimlich viel Freude, den Kleinen etwas beizubringen.« Obwohl: So langsam macht sich Grasmann schon Gedanken über seinen Rückzug. Seine Schützlinge schauen zu ihm auf, hängen an seinen Lippen, manche lieben ihn sogar. Mit seiner ruhigen, sachlichen Art, immer ein Lächeln auf den Lippen, kommt er gut an.

Neueste Medien kein Problem

Der Trainer selbst möchte auch in seinem hohen Alter noch dazulernen, traut sich auch an die neuesten Medien heran. So sind beispielsweise Zoom-Meetings für ihn kein Problem. Gerne erinnert er sich in diesem Zusammenhang an ein »tolles Gespräch unter Rückenschwimmern« mit Olympiasieger und Weltrekordhalter Roland Matthes vor etwa zehn Jahren.

Den zuletzt in Marktheidenfeld praktizierenden Arzt, der im Vorjahr verstorben ist, hatte Grasmann als Zeitnehmer bei einem Schwimmfest in Würzburg kennengelernt. »Phänomenal«, fand er damals schon dessen Geschwindigkeit und Technik beim Einschwimmen.

Kampfrichter war nur eines der Ämter, die Heinz Grasmann in seinem Schwimmer-Leben bekleidete. So war er auch als Referent in Unterfranken gefragt, arbeitete am bayerischen Lehrplan Schwimmen mit und bildete Junglehrer im Kreis aus. Er selbst war bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2000 32 Jahre lang Grundschullehrer in Mainaschaff – als »pädagogischer Zehnkämpfer«, wie er sagt. Mit seiner Schulmannschaft wurde er Bundessieger bei »Jugend trainiert für Olympia« in Berlin.

Spitzname Tusche

Doch, wie man vermuten könnte, rührt sein Spitzname »Tusche« nicht aus dieser Zeit. Vielmehr wurde er bereits im Alter von sieben Jahren vom damaligen Wirt des Gasthauses »Zum weißen Roß« gefragt, ob er denn im Hof »seine D(T)usche genommen« habe. Noch heute ist er in Schwimmerkreisen als Tusche bekannt.

»Heinz hat die Schwimmabteilung jahrzehntelang mitgeprägt, von 1963 bis 91 als Abteilungsleiter und Trainer der 1. Mannschaft bis Anfang der achtziger Jahre. Ohne ihn hätte es sicher Phasen gegeben, wo möglicherweise die Abteilung am Ende gewesen wäre«, lobt Ehrhardt. 1972 hat Grasmann zudem den Kreis Bayerischer Untermain gegründet.

»Die Leistungsexplosion von damals bis heute ist Wahnsinn«, befindet das Geburtstagskind, das als weitere Hobbys das Singen und Golfen angibt. Trainingsumfang und -steuerung, neue Regeln, im Internet abrufbare Informationen wie Trainingspläne und Videos sowie nicht zuletzt die heute auf 25, 26 Grad aufgeheizten Wettkampfbäder hätten dazu beigetragen. »Doch ich bin froh«, sagt Grasmann, »die Urzeiten mitgemacht zu haben. Damals ist es noch fairer zugegangen.« Nicht unerwähnt lassen will er die damals gute Kameradschaft mit dem TV Großostheim.

Beide Söhne auch Schwimmer

Im kleinen Kreis, unter anderem mit seinen Söhnen Stefan und Michael, will er seinen Ehrentag begehen. Beide sind auch vom Schwimmvirus infiziert, gehen ebenfalls heute noch ins Wasser. Stefan brachte es als Senior sogar zur deutschen Meisterschaft.

Fast so lange wie Trainer ist Heinz Grasmann auch schon freier Mitarbeiter unseres Medienhauses. Seit der Saison 1959/60 versorgt er unsere Zeitung mit Vorschauen und Berichten, fachlich überaus fundiert und sprachlich auf hohem Niveau.

Wer sich schon einmal durch eine 80 oder 90 Seiten lange Ergebnisliste durchgearbeitet, die für uns relevanten Schwimmer und deren Zeiten sowie Platzierungen herausgesucht und mit deren persönlichen Bestzeiten sowie Rekorden verglichen hat, weiß, welche enorme Arbeit dahintersteckt. Damit ist Heinz Grasmann nicht nur einer der dienstältesten, sondern auch ältesten Mitarbeiter, die das Main-Echo, gegründet 1945, je hatte.

Somit auch von unserer Seite: herzlichen Glückwunsch!

Thomas Steigerwald