Colourful Dragons sind erst der Anfang
Beim SSKC Poseidon Aschaffenburg trainiert wieder eine Drachenboot-Sportmannschaft
Zurück in die Zukunft: An alte Erfolge anknüpfen will ein neues Drachenboot-Sportteam, das seit Januar unter dem Dach des SSKC Poseidon Aschaffenburg trainiert. Mit dem neuen Boot, das am 1. Mai getauft wird, wird der nächste Schritt gemacht. Doch den Colourful Dragons schwebt noch mehr vor.
An die Bavarian Allstars erinnert sich Roland Eibl gerne. Vor zehn Jahren ist die Drachenboot-Renngemeinschaft sehr erfolgreich durchs Wasser gepflügt. Diese sogenannte »bayerische Meistermannschaft« wieder aufleben zu lassen, wäre ganz nach dem Geschmack des 58-Jährigen aus Kleinostheim. Unter Federführung des Dieburgers Peter Schumacher und mit weiteren Mitstreitern will Eibl beim SSKC Poseidon Aschaffenburg nun den Grundstock für ein neues Allstar-Team schaffen: The Colourful Dragons.
Zehn Männer und Frauen stark ist das sportlich orientierte Team beim SSKC bereits. Seit Januar wird in Aschaffenburg trainiert. Und nun erhält das Team ein neues Racing-Boot. Beim Anpaddeln am 1. Mai wird der neue Kleindrachen mit der Taufe offiziell in Dienst gestellt. Ermöglicht wurde die Anschaffung durch einen Sponsor aus Darmstadt, den Peter Schumacher an Land gezogen hat.
Mit dem Racing-Boot soll künftig für Meisterschaften trainiert und bei Titelkämpfen gestartet werden. Eibl und Schumacher hoffen, bald auch wieder ein Großboot bei Wettkämpfen besetzen zu können. 14 Männer und mindestens sechs Frauen sind dafür in der Mixed-Kategorie nötig. Vier Frauen müssen im Kleinboot mitpaddeln. Dieses Limit schafft die neue SSKC-Crew bereits.
Gestartet wird in der Master-Wertung. Das heißt, jeder Paddler muss mindestens 40 Jahre alt sein. Lediglich Trommler und Steuermann dürfen jünger sein, erläutern Eibl und Schumacher, die auch gleich den Nachteil dieser Altersklasse nennen: Die Nachwuchsarbeit wird schwierig. Da Jüngere nur mittrainieren dürfen, ist der Anreiz gering. Nur bei Freizeitregatten ist die Altersbegrenzung aufgehoben.
Eibl und Schumacher würden allerdings zu jungen Sportlern ohnehin noch nicht zum Drachenboot-Sport raten. »Für ganz Junge ist es eine zu einseitige Belastung«, sagt Schumacher, der als Polizist genügend Ausgleichssport treibt. Auch Eibl konzentriert sich nicht nur aufs Kanufahren. Im Drachenboot gebe es aber meist eine Spezialisierung als Rechts- oder Linkspaddler. »Wer beides fahren kann, kommt meist aus dem Kajaksport. Neueinsteiger entdecken hingegen ihre Schokoladenseiten«, hat Eibl beobachtet.
Auch wenn der Stamm der Colourful Dragons bereits über Kanu- und Drachenbooterfahrung verfügt, sei ihre Gruppe für Anfänger offen. Das Training sei anfängertauglich. »Einsteigen kann jeder und auch das Paddel rausnehmen, wenn es zu viel wird«, sagt Schumacher. Zweimal in der Woche – dienstags um 18 Uhr und samstags um 14 Uhr – wird auf dem Main trainiert.
Das Training sei sowohl auf die Wettkämpfe als auch auch auf die Fähigkeiten der Paddler bezogen. Wird auf Langstrecke trainiert, fährt die Gruppe bis zur Schleuse und zurück – macht ungefähr zwölf Kilometer. Stehen Kurzstreckenrennen an, geht man eher auf 1000-Meter-Einheiten und 200-Meter-Sprints mit Start. Für Letzteres biete sich der Floßhafen als fast stehendes Gewässer an.
Eineinhalb Stunden ist man auf dem Wasser, wobei die Schlagfrequenz immer auf die schwächsten Paddler ausgerichtet wird. Drachenbootsport ist ein Mannschaftssport. »Mit 20 Individualisten klappt das nicht«, sagt Schumacher. »Einer kann nicht gewinnen«, ergänzt Eibl, der Drachensport-Referent beim Bayerischen Kanu-Verband ist.
Die teambildenden Eigenschaften des Drachenbootsports haben dazu geführt, dass Firmen die Boote für Schulungen oder Vereine und Gruppen für Unternehmungen nutzen. Aber der Boom früherer Jahre, als viele Freizeitteams sich ins Drachenboot setzten, sei vorbei, sagen Eibl und Schumacher. Mittlerweile sei die Szene mehr sportorientiert. »Konnte man früher noch mit einer Bootslänge gewinnen, muss heute oft die Videoauswertung über den Sieg entscheiden«, sagt Schumacher.
Wer also bei Meisterschaften weit vorne sein will, muss regelmäßig trainieren. Und zumindest beim Großboot auch eine Rennsportgemeinschaft eingehen. »In diesem Bereich funktioniert der Menschenhandel ganz gut«, sagt Eibl zuversichtlich. Vielleicht stoßen ja bald wieder Lohrer Kanuten zu den Aschaffenburgern, und ein paar Münchner und Regensburger. So wie früher.
Andreas Schantz
Hintergrund: Drachenbootfahren beim SSKC Aschaffenburg
Der SSKC Poseidon Aschaffenburg verfügt derzeit über vier Drachen-Großboote für eine 20-Mann-Besatzung und ein Kleinboot für zehn Mann. Am 1. Mai kommt ein Racing-Boot für die neue Mannschaft The Colourful Dragons hinzu.
Neben dieser Mannschaft existieren zwei weitere Teams beim SSKC: die Schlossdrachen und die Frankendrachen. Die Schlossdrachen sind eine Reha-Sportgemeinschaft für krebskranke Männer und Frauen unter der Leitung von Cordula Eibl (in Zusammenarbeit mit der Gemeinschaftspraxis Drs. Klausmann). Das Team besteht seit fünf Jahren und bekommt immer mehr Zuwachs. Die Frankendrachen haben sich von einem Sport-Team zu einem Fun-Team mit gemäßigten Fahrern für den Hobbybereich entwickelt. Ihr Training ist sonntags ab 10.30 Uhr auf dem Main. Alle drei Mannschaften sind Mixed-Teams für Männer und Frauen. Treffpunkt ist jeweils am SSKC-Bootshaus.
bWeitere Auskünfte sind erhältlich per E-Mail über die Schlossdrachen unter ce@klausmann.de, über die Frankendrachen unter teamcaptain@frankendrachen.de und über The Colourful Dragons unter thecolourfuldragons@gmx.de