Pechmarie Anna Reibenspiess: Die Schwimmerin des SSKC Poseidon verpasst Bronze erneut nur knapp

Am vor­letz­ten Tag der deut­schen Jahr­gangs­meis­ter­schaf­ten in Ber­lin sorg­te mit An­na Rei­ben­spiess (Jahr­gang 2002) die viel­sei­tigs­te Schwim­me­rin des SSKC-Sex­tetts für wei­te­re Fi­nal­teil­nah­men. In per­sön­li­cher Best­zeit (4:28,63 Mi­nu­ten) zog sie als Fünf­te in den End­lauf über 400 m Frei­s­til ein, über 200 m La­gen reich­ten 2:24,33 min. zu Rang sechs.

Doch die Obernauerin bleibt die Pechmarie: In 2:22,36 – neuer Kreisrekord, ebenso wie ihre Zeit über 400 m F – schlug sie erneut als Vierte an; bereits zum dritten Mal. Für das Freistilfinale meldete sie Coach Tom Ehrhardt ab: »Körner sparen für morgen«, erklärte er.

Sehr gut schlugen sich auch die drei 2006 geborenen Youngster im Team. Über 50 m Freistil steigerte Nika Steigerwald ihre Bestzeit auf 28,53, wurde damit 13. Franka Timm verbesserte sich um neun Hunderstel auf 29,21, belegte Rang 33. »Das war echt gut. Bei meinen anderen drei Starts war ich allerdings aufgeregt. Die Hunderter über Brust und Freistil waren okay, über 50 Brust war ich allerdings überhaupt nicht zufrieden«, bilanzierte die Hösbacherin ihre erste DM. 13. wurde Alexander Gening über 200 m Lagen, ebenfalls mit neuer »Hausmarke« (2:26,65 min).

Tags zuvor war die größte Medaillenhoffnung der Aschaffenburger geplatzt: Nika Steigerwald kam auf ihrer Paradestrecke 50 m Brust in 34,77 Sekunden nicht über Platz fünf hinaus. »Das ist echt ärgerlich«, kommentierte die Haibacherin – erst recht, als sie die Siegerzeit sah: Die 34,40 sec. ist die Nummer 1 der DSV-Rangliste in dieser Saison bereits mehrfach geschwommen (Bestzeit 34,03).

Nachdem sie lange auf Platz eins und zwei gelegen hatte, wurde der süddeutschen Meisterin vor 2000 Zuschauern im Finale der letzte Zug zum Verhängnis. Sie kam nicht hin, musste ausgleiten und büßte dabei die entscheidenden Hundertstel ein. 17 fehlten letztlich zu Rang zwei, 15 zu Rang drei.

Erfreulicher verlief der Wettkampf der Brustsprinter für Gening. Im Vorlauf steigerte er seine Bestzeit um 17 Hundertstel auf 34,63 und zog damit als Achter gerade noch ins Finale ein. Der Sohn von Yuri Gening, früher selbst Hochleistungsschwimmer, packte im Finale nochmals drei Hundertstel drauf. Doch mit 34,60 Sekunden blieb es bei Rang acht. »Während es bei Alex im freien Stil nicht so läuft, klappt’s über die Bruststrecken«, freute sich Trainer Tom Ehrhardt.

Mit 2:08,82 Minuten rettete sich auch die 16-jährige Anna Reibenspiess ins 200-m-Freistil-Finale ihrer Altersklasse – gerade noch, mit sechs Hundertstel Vorsprung vor der Neuntplatzierten. Auf diesem achten Platz blieb sie während des gesamten Rennens, das sie nach 2:09,26 Minuten beendete.

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Letzter Zug wird zum Verhängnis: Nika Steigerwald wird bei deutschen Jahrgangsmeisterschaften über 50 m Brust Fünfte

Her­be Ent­täu­schung für Ni­ka Stei­ger­wald am drit­ten Tag der deut­schen Jahr­gangs­meis­ter­schaf­ten in Ber­lin: Die 13-Jäh­ri­ge vom SSKC Aschaf­fen­burg kam auf ih­rer Pa­ra­de­st­re­cke 50 m Brust in 34,77 Se­kun­den nicht über Platz fünf hin­aus.

»Das ist echt ärgerlich«, kommentierte die Haibacherin – erst recht, als sie die Siegerzeit sah: Die 34,40 sec. ist sie bereits mehrfach geschwommen. Schon bei ihrem deutschen Jahrgangsrekord im Dezember 2018, für den sie in Berlin neben sieben anderen jungen Damen vom Deutschen Schwimmverband geehrt wurde, war die süddeutsche Meisterin schneller. Während der gesamten Saison 18/19 stand sie über 50 m Brust auf Rang eins, mit der schnellsten Vorlaufzeit (34,90) hatte sie ihre Favoritenrolle zunächst bestätigt.

Im Finale wurde ihr vor 2000 Zuschauern, nachdem sie lange auf Platz eins und zwei gelegen hatte, der letzte Zug zum Verhängnis. Sie kam nicht hin, musste ausgleiten und büßte dabei die entscheidenden Hundertstel ein. 17 fehlten letztlich zu Rang zwei, 15 zu Rang drei. »Es wird ein Herzschlagfinale«, hatte SSKC-Cheftrainer Tom Ehrhard nach dem Vorlauf vermutet. Sechs Schwimmerinnen waren nur durch 15 Hundertstelsekunden getrennt.

Erfreulicher verlief der Wettkampf der Brustsprinter für Alexander Gening (ebenfalls Jahrgang 2006). Im Vorlauf steigerte er seine Bestzeit um 17 Hundertstel auf 34,63 und zog damit als Achter gerade noch ins Finale ein. Der Sohn von Yuri Gening, als früherer Hochleistungsschwimmer und heute Bademeister bei der Stadt Aschaffenburg ebenfalls »vom Fach«, packte im Finale nochmals drei Hundertstel drauf. Doch mit 34,60 Sekunden blieb es bei Rang 8. Zwei Bestzeiten bei der »Deutschen« darf Gening junior jedoch als Erfolg feiern. »Während es bei Alex im freien Stil nicht so läuft, klappt’s über die Bruststrecken«, freute sich auch Ehrhardt.

Mit 2:08,82 Minuten rettete sich auch die 16-jährige Anna Reibenspiess ins 200-m-Freistil-Finale ihrer Altersklasse – gerade noch, mit sechs Hundertstel Vorsprung vor der Neuntplatzierten. Noch vor zwei Jahren wären beide im Endlauf gewesen, doch seither ist die Zahl der Finalisten von zehn auf acht reduziert worden. Auf diesem achten Platz blieb sie während des gesamten Rennens, das sie nach 2:09,26 Minuten beendete.
In den Vorläufen am Vormittag ausgeschieden waren Alex Gening über 200 m Freistil und Franka Timm über 50 m Brust – auch sie verfehlte ihre Bestzeit klar. Mit 37,71 Sekunden wurde sie 29. unter Deutschlands besten Schwimmerinnen des Jahrganges 2006. In 2:12,29 min. verpasste Gening als 13. das Finale.

Die Wettkämpfe, an denen allein aus Bayern 37 Vereine mit 176 Sportlern teilnehmen, werden am Freitag mit den 200 m Lagen (Teilnehmer vom SSKC: Gening und Reibenspiess) sowie 50 m (Steigerwald und Timm) und 400 m Freistil (Gening und Reibenspiess) fortgesetzt.

Thomas Steigerwald

Silberner Auftakt für den SSKC Poseidon in Berlin: Nika Steigerwald deutsche Vizemeisterin über 100 m Brust

No­vum in der 113-jäh­ri­gen Ge­schich­te des SSKC Aschaf­fen­burg: Erst­mals hol­te ei­ne Schwim­me­rin des Ve­r­eins bei ei­ner na­tio­na­len Meis­ter­schaft die Sil­ber­me­dail­le in ei­nem Ein­zel­wett­be­werb. Für die­sen bis­her größ­ten Er­folg sorg­te am Di­ens­tag zum Auf­takt der deut­schen Jahr­gangs­meis­ter­schaf­ten in Ber­lin Ni­ka Stei­ger­wald über 100 Me­ter Brust.

Mit 1:14,79 Minuten schwamm sie bis auf 39 Hundertstel an ihre Bestzeit heran, doch gegen die Siegerin, Nationalkader-Schwimmerin Laura Feldvoss (1:13,76), war kein Kraut gewachsen: »Diese Zeit war für mich heute noch nicht drin. Sie ist die verdiente Gewinnerin, doch auch ich bin mit Platz zwei hochzufrieden«, so die 13-jährige Haibacherin.

Vielleicht hat die Magdeburgerin aber einfach auch nur bessere Gene. Ihre Mutter Kathleen holte in den achtziger Jahren, damals noch unter ihrem Mädchennamen Nord, Gold für die DDR bei Europa- und Weltmeisterschaften sowie Olympischen Spielen (Seoul 1988). Einen berühmten Vater hingegen hat die Drittplatzierte des Rennens: Paulina Schulz (Potsdam) ist die Tochter des ehemaligen Profiboxers Axel Schulz.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge blickte Anna Reibenspiess (Jg. 2002) auf ihre 200-m-Schmetterlingsrennen zurück. Nach nur mäßigem Vorlauf (2:26,35) verbesserte sie im Finale auf der Außenbahn ihren eigenen Clubrekord auf 2:23,09. Auf der letzten Bahn machte sie noch zwei Plätze gut, musste sich aber mit dem undankbaren vierten Platz zufrieden geben.

Der Dritte im Bunde, der es in die nachmittäglichen Finals geschafft hatte, war Alexander Gening (Jg. 2006). »Ihn hatte ich über 100 m Brust nicht groß auf der Rechnung«, gab Coach Tom Ehrhardt hernach zu. Doch mit einer Steigerung seiner Bestzeit um knapp eine Sekunde auf 1:14,98 rutschte er als Achter gerade noch so in den Endlauf. Dort verbesserte er sich erneut auf 1:14,85 und machte zwei Plätze gut – Vorgabe weit übertroffen.

Trainer erleichtert

Begonnen hatte der Tag »nicht so top«, wie es Ehrhardt formulierte. Sechs Starts, nur eine Bestzeit, die von Gening. Insofern war der Trainer am Abend »erleichtert« über die Steigerung und die guten Platzierungen. Auch Steigerwald war mit 1:15,67 min. zunächst hinter den Erwartungen geblieben. Doch beim Einschwimmen am Nachmittag verordnete Ehrhardt ihr eine leicht veränderte Technik. Zudem ließ sie es im Endlauf langsamer angehen, hatte somit auf der zweiten Bahn noch die »Körner«, um von Platz fünf auf zwei vorzuschwimmen.

Keine Chance auf den Finaleinzug hatten hingegen Cäcilia Bausback, Franka Timm und Fabienne Krüger. Für die beiden letzteren war die Qualifikation für die »Deutschen«, an denen 1574 Athleten teilnehmen, schon ein toller Erfolg. Timm (Jg. 2006) wurde über 100 m Brust 20. in 1:21,66 und über 100 m Freistil 47. in 1:04,77 min. Krüger (Jg. 2002) wurde in dieser Disziplin 28. in 1:01,87 min. Über 200 m Schmetterling verpasste Cäcilia Bausback (Jg. 2003) als Zehnte in 2:29,17 das Finale.

Thomas Steigerwald

Beste Erfolgsaussichten bei deutschen Jahrgangsmeisterschaften: Poseidon-Schwimmer sind hungrig auf Medaillen

Tom Ehr­hardt ist ein für­sor­g­li­cher Trai­ner. Mit Ar­gu­sau­gen ach­tet der 41-Jäh­ri­ge dar­auf, dass nichts die Vor­be­rei­tung sei­ner Schütz­lin­ge auf den gro­ßen Wett­kampf stört. Mit fünf jungen Schwimmerinnen und einem Schwimmer des SSKC Poseidon Aschaffenburg nimmt Ehrhardt vom 28. Mai bis 1. Juni an den deutschen Jahrgangsmeisterschaften in Berlin teil – und das mit Chancen auf gleich mehrere Medaillen. Das hat es bei Poseidon so noch nie gegeben.

»Es ist der größte Erfolg. Da wo wir heute stehen, waren wir niemals zuvor«, sagt Ehrhardt in einer Mischung aus Stolz und Staunen über das Erreichte. Vor acht Jahren hatte er die 1. Wettkampfmannschaft bei Poseidon übernommen. Sukzessive hob er das Leistungsniveau bei den Aschaffenburger Schwimmern an. Das brachte Poseidon schon 2018 vier Teilnahmen an den Jahrgangsmeisterschaften ein. Nika Steigerwald mit Silber im Brust-Mehrkampf und Anna Reibenspiess mit Bronze über 400 Meter Lagen holten sich jeweils Edelmetall. Es waren laut Ehrhardt die ersten Medaillen für den Club bei deutschen Meisterschaften überhaupt.

Mit den Erfolgen wachsen die Ambitionen. Der Coach geht davon aus, dass in Berlin mit Nika Steigerwald, Anna Reibenspiess und Alexander Gening drei seiner Schwimmer »relativ sicher« Endläufe erreichen. Steigerwald geht in der Schwimm- und Sprunghalle im Berliner Europasportpark in fünf Wettkämpfen an den Start. Favorisiert ist die erst 13-Jährige jeweils über 50 und 100 Meter Brust, wo sie in ihrer Altersklasse die Saisonbestzeit hält. Bei den 200 Meter Brust ist sie als Sechstbeste eingereicht.

Anna Reibenspiess ist mit der viertschnellsten Zeit über 200 Meter Schmetterling gemeldet. Aber auch über 100 Meter Schmetterling, 200 Meter Lagen sowie 200 und 400 Meter Freistil zählt sie zu den Top Ten in Deutschland. Der Trainer hat großen Respekt vor der 17-Jährigen: »Es kann so einiges passieren, ich traue Anna einiges zu.«

Für Alexander Gening, dem einzigen Jungen im Poseidon-Sextett, lautet wie für Cäcilia Bausback die Order erst einmal: Über den Vorlauf am Vormittag in den Endlauf kommen! Die Chancen hierzu stehen nicht schlecht, immerhin ist der 13-Jährige in diesem Jahr über 200 Meter Brust die viertbeste und über 800 Meter Freistil die achtbeste Zeit geschwommen. Was dann im Finale passiert, hängt für Ehrhardt oft von der Tagesform ab. »Wenn man eine Bahn im Endlauf hat, dann hat man auch ’ne Chance«, sagt er pragmatisch.

Ehrhardt selbst begann bei Poseidon mit dem Schwimmsport und wechselte dann mit der Schule den Verein. Für den deutschen Spitzenclub DSW Darmstadt ging er in der Bundesliga ins Becken, später schwamm er während seines viereinhalbjährigen Auslandsstudiums in den USA für die Mannschaft der University of Maryland. Auch als Trainer arbeitete er in den Vereinigten Staaten. Nach seiner Rückkehr in die Heimat holte er sich bei den Weltmeisterschaften der Masters in Kanada über 200 Meter Schmetterling 2014 die Bronzemedaille.

Von Ehrhardts reicher Erfahrung profitieren seine Schützlinge. »Die schönste Story« lieferte für ihn zuletzt Fabienne Krüger. Drei Jahre lang versuchte sich die 17-Jährige vergeblich an der Qualifikation. Nun nutzte sie bei einem Wettkampf in Erlangen die allerletzte Chance, unterbot ihre Bestzeit um eine Sekunde und ist in Berlin über 100 Meter Freistil am Start. »Eine Sekunde – das ist schon ’ne Menge Holz. Da muss alles funktionieren. Um so was zu schaffen, dafür treibt man Sport!«, schwärmt ihr Trainer.

Auch Franka Timm, Jahrgang 2006, konstatiert er eine enorme Entwicklung. »Ziel war die Süddeutsche, daraus ist nun die Deutsche geworden.« Ausschlaggebend für die Leistungssteigerung war das Training in der SSKC-Nachwuchsgruppe, in dem größter Wert auf eine ausgefeilte Technik gelegt wird. In Berlin will Franka Timm vor allem über 50 Meter Brust und 50 Meter Freistil gut abschneiden.

Die deutschen Jahrgangsmeisterschaften in der Hauptstadt sind laut Tom Ehrhardt »die Schwimm-Show« schlecht- hin. Als die Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark 1996 für die am Ende gescheiterte Olympia-Bewerbung Berlins eingeweiht wurde, stieg er dort selbst ins Becken. Ehrhardt: »Zu deutschen Meisterschaften hierher kommt nur die Crème de la crème. Manche trainieren Jahre und schaffen es nicht. Wem es gelingt, bei dem läuft schon sehr vieles richtig.«

Sportredaktion vor Ort: Wir berichten bis 1. Juni täglich von den deutschen Jahrgangsmeisterschaften aus Berlin.
Manfred Weiß