Die Zukunft des Aschaffenburger Schwimmvergnügens 

Sanierung, Umbau oder Neubau im Umland? – »Konzept Bäderentwicklung« liefert Modelle für Frei- und Hallenbad .

Aschaffenburg. Wie sieht die Zukunft der Aschaffenburger Bäder aus? Lediglich Sanierung von Hallen- und Freibad, Umbau des Hallenbades zu einem Freizeitbad oder doch lieber ein kompletter Neubau im Umland, vielleicht am Mainparksee? Das am Donnerstag im Werksenat des Stadtrates vorgestellte »Konzept Bäderentwicklung« bietet zahlreiche, zumeist aber finanziell sehr aufwändige Vorschläge für die Zukunft des Schwimmvergnügens in der Stadt. Eine Grundsatzentscheidung muss bis Mitte des Jahres fallen.

Die Zeit drängt, denn die Stadtwerke bauen an der Stadtbadstraße ein 200000 Euro teures Blockheizkraftwerk. Das bildet die »technische Klammer«, mit der Stadtwerke und Bäder sowie Eissporthalle verzahnt werden. Nur wenn neben der wirtschaftlichen eine solche technische Verbindung zwischen den Betriebszweigen entsteht, erkennt das Finanzamt die Steuervorteile des Verbundes an.

Blockheizkraftwerk für Wärme

Das Blockheizkraftwerk, das nach neuesten Untersuchungen nur für die Heizung der Bäder und der Eissporthalle, nicht aber für die Kälteerzeugung eingesetzt wird, soll so dimensioniert sein, dass künftige Konzepte bereits abgedeckt werden.

Was auch immer passiert, die Stadt, beziehungsweise der neue Bädereigentümer Stadtwerke, wird tief in die Tasche greifen müssen. Auf alle Fälle notwendig sind 2,5 Millionen Euro für den zweiten Sanierungsabschnitt des Freibades (Schwimmer- und Springerbecken). Für die Sanierung des 34 Jahre alten Hallenbades, das teilweise in einem sehr schlechten baulichen Zustand ist, gibt es zwei unterschiedliche Gutachterkalku-lationen, die sich auf 3,25 oder 4,95 Millionen Euro belaufen.

Fortbestand zugesichert

Ungeachtet der Kosten lassen die Verantwortlichen aber keinen Zweifel am Fortbestand der Aschaffenburger Bäder. Oberbürgermeister Klaus Herzog: »Das gehört zur Grundversorgung der Stadt. Aschaffenburg braucht ein Frei- und ein Hallenbad.« Und Dieter Gerlach, der technische Leiter der Stadtwerke, sieht beim Blick auf das andere Mainufer sogar Entwicklungspotenzial: »Das ist ein ausgesprochen attraktiver Standort, da lässt sich mehr draus machen.«

Konkurrenz für ein Freizeitbad

Wie attraktiv der Platz ist, hat die auf Bäder spezialisierte Betriebsgesellschaft »monte mare« untersucht. Denn es gibt durchaus Konkurrenz zu einem möglichen Freizeitbad in Aschaffenburg. Das »Atlantis« in Obertshausen fängt Besucher aus dem unmittelbaren Rhein-Main-Gebiet auf, auch die »Odenwald-Therme« in Bad König und das »Maradies« in Marktheidenfeld bieten attraktiven Badespaß.

Aber selbst im schlech-testen Fall, so hat Kai Steuernagel, Generalbetriebsleiter von »monte mare«, ermittelt, kann die Stadt auf ein Potenzial von 140000 Badefreunden zurückgreifen, im besten Fall sogar auf 207000 Besucher. Bei der Sauna liegt das Marktpotenzial zwischen 64000 und 94000 Gästen.

Verschiedene Varianten

Den Stadträten präsentierte die »monte mare«-Planerin Stephanie Gewehr außer der reinen Sanierung verschiedene Varianten, mit denen die Bäderlandschaft weiter entwickelt würde. Eine Version sieht vor, im Erdgeschoss des Hallenbades neben der Sauna einen Wellnessbereich einzubauen, dazu ein Außenbecken, eine Großrutsche, Mutter-Kind-Bereich und gastronomische Betriebe. Im Obergeschoss, dem eigentlichen Badebereich, sollte eine Ruheempore eingezogen und über dem neuen Wellnessbereich des Erdgeschosses eine Dachterrasse eingerichtet werden.

Darf es etwas mehr sein?

Die Investitionskosten beliefen sich auf 11,31 Millionen Euro. Kommt bei dieser Variante noch ein Saunaneubau dazu, erhöht sich der Betrag auf 14,11 Millionen Euro. Darf es etwas mehr sein? Der gleiche Umbau mit einer zusätzlichen großen Saunalandschaft im Erdgeschoss mit Außensauna beläuft sich auf knapp 16 Millionen Euro. Bei allen Varianten haben die Planer im übrigen das derzeitige 50-Meter-Becken im Freibad auf ein 25-Meter-Becken reduziert und das Springerbecken in die dann aufgegebene Hälfte der 50-Meter-Bahn verlegt.

Über 16 Millionen Euro würde der Abriss des jetzigen Hallenbades und ein kompletter Neubau kosten. Dabei sollte dann das auf 25 Meter verkürzte Schwimmerbecken des Freibades eingehaust und im Sommer durch eine absenkbare Fassade für den Badebetrieb genutzt werden. Die große Saunalandschaft wäre zum Main hin orientiert, im Obergeschoss des Neubaus ist Platz für ein großes Wellnessangebot. Schließlich haben die Planer erkundet, was eine komplette Verlagerung kosten würde.

Ein »Regionalbad« am Mainparksee?

Ein »Regionalbad« am Mainparksee, dem auch die Bürgermeister von Kleinostheim und Mainaschaff nach Aussagen Gerlachs nicht abgeneigt wären, käme auf mindestens 22 Millionen Euro. Zudem müsste die Stadt das derzeitige Hallenbad für Schul- und Vereinssport weiter betreiben.

Entscheidung bis zum Sommer

Die Konzeptstudie wird zunächst in den Fraktionen des Stadtrates beraten. Die Grundsatzentscheidung soll dann bis zum Sommer fallen. Klar ist bereits, dass die Stadt allein zahlen muss. Die Stadtwerke haben zwar mit möglichen privaten Investoren verhandelt. Die wollen aber alle nur dann einsteigen, wenn die Kommune weiterhin das Defizit übernimmt. Und das könnte je nach Entwicklungsstufe auf über 2,6 Millionen Euro im Jahr steigen.