Tom Ehrhardt schnellster Delphin

Hoch her ging es am Wochenende im Hallenbad der schwäbischen Stadt Kaufbeuren, wo die bayerischen Schwimmer in 36 Entscheidungen ihre Titelträger auf der 25-Meter-Bahn ermittelten. Ganz hervorragend schlugen sich dabei die beiden Top-Akteure des SSKC Poseidon Aschaffenburg, Helena Kösterke und Thomas Ehrhardt. Die 17-jährige Kösterke setzte ihre Jagd nach Kreisrekorden erfolgreich fort und verpasste im letzten ihrer sechs Rennen mit Rang vier über 1500 Meter Freistil nur knapp einen Platz auf dem »Treppchen«. Voll ins Rampenlicht rückte »Delphin« Ehrhardt. Auf Grund der Meldezeiten startete er jeweils auf der »Favoritenbahn«, eine Bürde, die der feine Stilist mit zwei Titeln und einer Vizemeisterschaft überaus erfolgreich trug.

Gleich im ersten Rennen der Titelkämpfe erwartete ihn ein Härtetest. Über 200 Meter Schmetterling, die er bei den Meisterschaften auf der Langbahn ausgelassen hatte, teilte er sich seine Kräfte sehr gut ein und schob sich hinter Martin Ott (SV Bayreuth – 2:04,91 Minuten), aber vor dem Würzburger Alexander Boeck (2:07,93 Minuten) in 2:07,61 Minuten auf Rang zwei, nachdem er bei Halbzeit nur an achter Position gelegen hatte. Der Bayreuther Top-Schwimmer sicherte sich später auch alle drei Titel im Lagenschwimmen, womit er zum erfolgreichsten Teilnehmer der Titelkämpfe wurde, gefolgt von Thomas Lurz (SV 05 Würzburg), dem Sieger über 400, 800 und 1500 Meter Freistil, und dem Regensburger Brustschwimmer Johannes Neumann.

Diesem Trio am nächsten kam Thomas Ehrhardt, der am zweiten Tag seine Paradedisziplinen auf dem Programm hatte. Über die 100-Meter-Distanz legte Lokalmatador Alexander Haß, der im Frühjahr bei den Meisterschaften auf der Langbahn alle drei Schmetterlingkonkurrenzen klar beherrscht hatte, mit 56,71 Sekunden eine klasse Zeit vor, die es im letzten Zeitlauf zu knacken galt. Mit seiner ausgefeilten Unterwassertechnik setzte sich der Aschaffenburger Poseidone sofort an die Spitze und distanzierte in feinen 56,10 Sekunden seine Mitkonkurrenten Sven Grosse (57,24 Sekunden), Alexander Boeck (57,28) und Robert Bayer (alle SV 05 Würzburg – 57,61), die in dieser Reihenfolge am Ende die Plätze drei bis fünf belegten. Nach diesem Coup wurde Ehrhardt auch im Sprint seiner Favoritenrolle gerecht: Sieg und Bayern-Titel Nummer zwei in 25,41 Sekunden vor Sergej Stodola (Wacker Burghausen – 25,80 Sekunden), Markus Bierig (München – 25,87), Alexander Haß (25,87) und Alexander Boeck (26,01).

Bei den Frauen setzten die aus Riesa nach Ingolstadt zurückgekehrte Janine Pietsch mit fünf Titeln auf den Kurzstrecken und Annika Liebs (SV 05 Würzburg) mit ihrem neuen bayerischen Rekord über 200 Meter Rücken (2:08,92 Minuten!) die Glanzlichter. In Abwesenheit der dreifachen Weltmeisterin Hannah Stockbauer sicherte sich Pia Klante (1. FC Nürnberg) die Titel über 400, 800 und 1500 Meter Freistil. Im direkten Vergleich mit der Nürnbergerin (17:31,76 Minuten) verbesserte Helena Kösterke als Vierte auf der Marathon-Distanz der Schwimmer ihren eigenen Kreisrekord aus dem Jahr 2000 (19:17,22 Minuten) auf ganz beachtliche 18:22,33 Minuten. Ihre Durchgangszeit bei der 800-Meter-Marke (9:42,82 Minuten) ist ebenfalls neuer Kreisrekord. Das nötige Selbstvertrauen hatte sich die Gymnasiastin zuvor mit neuen Rekordmarken über 400 Meter Freistil (Sechste in 4:34,62 Minuten) und 100 Meter Schmetterling (Achte in 1:06,39 Minuten) geholt.


Kösterke und Ehrhardt in Kaufbeuren auf den Startblöcken

Zu einem ersten Höhepunkt in der Hallensaison der Schwimmer kommt es am Wochenende im schwäbischen Kaufbeuren bei den bayerischen Kurzbahnmeisterschaften. Auf dem Programm stehen sämtliche Einzeldisziplinen, angefangen von den Sprints über je 50 Meter bis hin zu den langen Strecken über 800 und 1500 Meter Freistil. Im Gegensatz zu den Langbahn-Meisterschaften werden alle Wettkämpfe in Zeitläufen entschieden, die entsprechend der Meldezeiten gesetzt wurden.

Unter den 37 Vereinen, die 714 Meldungen abgaben, befindet sich auch der SSKC Poseidon Aschaffenburg, der mit seinen beiden Top-Schwimmern Helena Kösterke (sechs Starts) und Thomas Ehrhardt (vier) vertreten ist. Ehrhardt, der im Frühjahr bei den Meisterschaften in Regensburg mit zweimal Silber im Schmetterlingsschwimmen überraschte, zählt in dieser Schwimmart auch in Kaufbeuren zum engsten Kreis der Titelaspiranten. Zu einem direkten Vergleich mit Alexander Haß vom gastgebenden Verein Buron Kaufbeuren, dem dreifachen bayerischen Meister im Delfinstil, wird es auf dessen Hausbahn allerdings nicht kommen. Wegen der schwächeren Meldezeiten startet Haß jeweils im Lauf vor den Poseidonen, während sich Ehrhardt in seinen Rennen vornehmlich mit den Assen des SV 05 Würzburg auseinandersetzen muss und dabei vor allem seiner gefeilten Unterwassertechnik vertraut.

Neu gemischt werden die Karten bei den Frauen, denn mit Nicole Hetzer (Wacker Burghausen) und Janine Pietsch (Delphin, Ingolstadt) sind zwei Top-Athletinnen nach Bayern zurückgekehrt, und mit Saskia Mehlhorn (bisher Baunatal) geht eine erstklassige Rückenschwimmerin nun für 05 Würzburg an den Start. Für Helena Kösterke, die mit Ausnahme des Brustschwimmens inzwischen fast alle Kreisrekorde hält, gilt es, sich in Bayerns Spitze zu etablieren.